Christopher hat seine ganze Familie mit seiner Angel-Leidenschaft angesteckt: So bereiste er mit seiner Frau und den beiden Kindern bereits die schönsten Gewässer in ganz Europa, und das mit dem Van. Seine Kinder unterstützen ihn tatkräftig beim Angeln – die liebste Aktion? Das gemeinsame Schnitzen mit dem Leatherman – ein besonderer Moment für die ganze Familie. In unserem Interview sprechen wir über Familienzusammenhalt, gemeinsame Rituale und das Weitergeben von Leidenschaften und Hobbies von Eltern an ihre Kinder.
F: Hi Christopher! Vielen Dank für deine Zeit heute. Lass uns gleich starten: Wie bist du zum Angeln gekommen?
A: Das ist gar nicht mal so leicht zu beantworten. Soweit ich denken kann, habe ich eine absolute Faszination für das Wasser. Mein Berufswunsch war schon als gerade sprechendes Kind Meeresbiologe zu werden – ich habe also schon seit frühester Kindheit einen Bezug zu Wasser gehabt. Angefangen hat es dann mit Fröschen, Stichlingen und Molchen, die ich mit einem kleinen Kescher in irgendwelchen Gräben gefangen habe (lacht). Und dann habe ich mit 4 Jahren mit nur einem Stück Schnur meinen allerersten Fisch gefangen: Einen Barsch! Damit war der Grundstein dann gelegt. Und das, obwohl niemand in meiner Familie irgendetwas mit Angeln am Hut hatte.
F: Kannst du dich an deine erste besondere Angel-Erfahrung erinnern?
A: Ich kann mich hier sehr gut zurückversetzen: Wenn man sich einen Steg an einem riesengroßen See vorstellt und zwischen dem Schilf dieses glasklare Wasser und da schwimmen diese kleinen gestreiften Barsche munter hin und her und du schaffst es dann wirklich, so einen dazu zu „überreden“ an einem kleinen Stückchen Schnur den Haken mit deinem Würmchen zu nehmen, dann ist das für ein Kind natürlich ein unglaublicher Moment und macht wahnsinnig stolz. Aber eine Sache, an die ich mich sehr sehr gut erinnere, ist tatsächlich der erste nennenswerte bzw. größere Karpfen, den ich gefangen habe. Das war im frühen Teenager-Alter beim Angeln mit einem Freund am See. Ich bin hier an einer kleinen Insel entlang gelaufen, wo mehrere Karpfen gefressen haben. Da war einer bei, der war für meine damaligen Verhältnisse einfach ein Seeungeheuer (lacht). Also riesengroß! Die Fische waren dort im flachen Wasser am Fressen, man nennt das „gründeln“ bei Karpfen. Dabei wühlen sie den Boden auf – sieht spektakulär aus. Ich habe es dann tatsächlich geschafft, genau diesen einen Karpfen auch zu fangen, der für meine damaligen Verhältnisse riesig war! Aus heutiger Sicht war es wirklich ein sehr sehr kleiner Karpfen (lacht). Damals hat mir das die Welt bedeutet und war eine Sache, die ich erst einmal jedem erzählt habe, den ich kannte.
F: Warum eigentlich Karpfen?
A: Beim Karpfen ist es so: Er gilt allgemein als sehr schwer zu überzeugen, was damit zusammenhängt, dass diese Fische echt individuell sind. Sie sind lernfähig und Forschungen haben gezeigt, dass sie als Larve schon individuelles Verhalten zeigen. Ähnlich wie Hunde, die unterschiedliche Charaktere haben, sind Karpfen nicht eben wie Rotaugen oder andere Schwarmfische, die im Grunde immer gleich aussehen und das gleiche machen. Ich finde Karpfen daher total reizvoll, weil ihr Verhalten so besonders ist, weil sie sehr groß werden und weil sie relativ schwer zu fangen sind. Was aber auch noch hinzukommt, ist, dass die Angelei auf Karpfen so abenteuerlich ist. Man angelt oft nachts, baut ein Zelt auf – ist also draußen in der Natur. Das holt mich oft aus der normalen Alltagswelt heraus.
F: Wie verbindest du dein Familienleben mit deiner Leidenschaft zum Angeln?
A: Wir haben schon ganz früh angefangen, Meine Frau war schwanger und mein Sohn war zwei Jahre alt – da sind wir für 14 Tage in die Pyrenäen an verschiedene Gewässer zum Angeln gefahren. Natürlich haben wir auch gezeltet (lacht). So hat sich das dann fortgesetzt – man ist mit der Familie in der Natur und es ist eine sehr schöne Möglichkeit, meine Leidenschaft hier zu teilen. Aber es ist nicht so, dass das Karpfen-Angeln dann die ganze Zeit dominiert – man hat ganz viel Zeit für andere schöne Aktivitäten mit der Familie. Sei es mit den Kindern auf kleine Fische mit der Stipprute zu angeln, Steingebilde bauen, etwas schnitzen. Meine Frau ist in Spanien tatsächlich mit den Kindern losgegangen und hat wilden Spargel gesammelt. Den haben wir dann abends mit einem selbst gefangenen Barsch gegrillt.
F: Vervollständige folgenden Satz: Meine Abenteuerlust…
A: … ist ein ganz schöner Antrieb im Alltag. Das ist gut und auch schlecht. Es kann insofern sehr treibend sein, dass es mich manchmal regelrecht unter Druck setzt, dass ich unbedingt wieder los möchte. Aktuell sind wir aber durch die Einschulung meines Sohnes wieder „fester im System“, weswegen es schwieriger ist, gemeinsam außerhalb der Wochenenden etwas zu unternehmen.
Auf der anderen Seite ist es auch ein persönlicher Antrieb, weil ich es geschafft habe, mir dieses Abenteuer zum festen Bestandteil meines Jobs und nicht nur im Privaten zu machen.
F: Wie würdest du dein Verständnis zur Natur beschreiben?
A: Ich sehe mich als Bestandteil. Gerade beim Karpfen-Angeln versuche ich so unauffällig wie möglich draußen in der Natur zu sein. Nichts kaputt zu machen, sondern wir wollen wirklich integriert sein in die Natur und Teil des Ganzen. Und das Angeln gibt mir hier die Möglichkeit, wirklich nah dran zu sein. Es geht auch darum, dass du die Fische, die du fangen möchtest, auch suchen kannst. Man kann lauschen, man kann schauen. Typisch ist auch, dass man im Morgengrauen dasitzt und auf den See schaut und dabei lauscht. Das beschreibt für mich perfekt, wie integriert in die Natur man hierbei ist: Völlige Stille, totale Harmonie! Natürlich ist man auch getrieben davon, Fische zu finden, die man später fangen möchte – aber man nimmt die Umgebung aktiv war. Die meisten Menschen verschlafen diese Möglichkeit in ihrem Alltag meistens.
F: Wenn du ein Multi-Tool wärst, welche Funktionen hättest du und welche Probleme könntest du lösen?
A: Bezogen auf meine Situation: Das Multi-Tool ist fester Bestandteil meiner Kleinteilebox und es gibt Funktionen, die man beim Angeln unheimlich gut brauchen kann. Ich glaube eine Quetschhülsenzange würde bei mir Probleme lösen. Die Quetschhülsen ersetzen z.B. einen Knoten, wenn ich zwei Schnur-Enden miteinander verbinden möchte. Beständigkeit, Loyalität, Stärke. Wenn ich mir vorstelle, wie ich meine Tools teilweise schon „gequält“ habe, dann sind das Eigenschaften, die ich erwarten würde.
F: Schon lange bist du fester Leatherman-Markenbotschafter. In der 2-jährigen Zusammenarbeit hast du schon einiges erlebt – was waren bislang deine absoluten Highlights?
A: Es gibt ganz viele verschiedene Highlights. Mein absolutes Highlight war natürlich das Treffen mit Tim Leatherman – ein ganz, ganz inspirierender Mensch, muss ich sagen. Mir fällt hier spontan der Begriff „Understatement“ ein, weil er einfach so eine ruhige, in sich gekehrte, aber doch starke Persönlichkeit ist – und das mit der Geschichte. Ich finde es bei meinen Kooperationspartnern immer cool, natürlich neben cleveren Produkten, wenn auch hinter der Firma ein Mensch steht, der eine Geschichte zu erzählen hat. Bei Leatherman fällt es mir deshalb so leicht, weil einfach alles, wohinter ich stehe, verkörpert wird.
F: In welchen Situationen wurde dein Leatherman schon zum echten „Lebensretter“?
A: Auf jeden Fall (lacht). Seit die Partnerschaft mit Leatherman besteht, gab es zwei Situationen, bei denen ich mir selbst durch meine eigene Blödheit Haken einmal in den Finger und einmal in den Arm gerammt habe. Aber so richtig! Mit Widerhaken und allem, was dazugehört (lacht). Mit dem Leatherman konnte ich das dann im Adrenalinrausch rausziehen. Ohne das Tool hätte ich tatsächlich blöd dagestanden.
F: Du hast bereits viele Tools, u.a. das SIGNAL®, WAVE+® und das Free P2® auf Herz und Nieren testen dürfen. Das neue BOND® ist eine Hommage an das allererste Tool, das Tim Leatherman damals erfunden hat. Was magst du an dem Tool besonders?
A: Ich sag mal so: Leatherman Tools sind ja auch oft Sammlerstücke. Am Bond® fasziniert mich eigentlich die Schlichtheit. Es ist ein verdammt schönes Tool und vor allem war ich überrascht, wie günstig es ist im Verhältnis zu dem, was es kann. Die Haptik überzeugt einfach, du nimmst das Tool in die Hand und stellst fest: Das ist ein totaler „Handschmeichler“.
F: Du bist auf dem Weg zu deinem nächsten Angel-Trip. Was sind deine 5 Must-Haves für unterwegs?
A: Ganz klar: Ich hab meine beiden Kinder Oskar und Juni dabei, meine Frau, mein Leatherman Tool und eine anständige Kopflampe. Ich gehe nämlich davon aus, dass die Angel bereits im gepackten Auto ist (lacht).
F: Welches Bewusstsein möchtest du deinen Kindern in Bezug auf die Natur und den Umgang mit dieser auf den Weg geben?
A: Wenn ich das mit meiner Kindheit vergleiche, dann ist das natürlich eine ganz andere Generation. Die Kids wachsen heute mit ganz anderen Dingen auf. Es passiert viel drinnen und auf dem Smartphone. Ich habe aber ja die Möglichkeit, meine Kinder in die Natur zu führen. Was mir dabei unheimlich wichtig ist, ist, dass sie die Zusammenhänge begreifen: Dass alles miteinander in Verbindung steht. Dass die Dinge auch eine Konsequenz haben. Und sei es die Konsequenz, dass wir zusammen einen Barsch fangen, ihn töten, braten und essen. Die Kinder haben verstanden, wo das Tier herkommt. Das ist etwas ganz anderes, als wenn ich in den Supermarkt gehe und Fischfilet kaufe, was nicht einmal mehr als Fisch in der Form zu erkennen ist. Auch da kann ich ein Bewusstsein dafür weitergeben. Ich finde es schön zu sehen, wenn meine Kinder Bäume anhand ihrer Blätter erkennen und einen Frosch von einer Kröte unterscheiden können. Das sind Dinge, die manchen Leuten abhanden gekommen sind, weil sie daran kein Interesse mehr haben. Für mich sind das aber wichtige Werte, die ich an meine Kinder auch weitergebe.
F: Wie wirkt sich das gemeinsame Angeln auf eure Familie aus?
A: Ich glaube, neben der gemeinsamen Zeit schafft es vor allem auch gemeinsame Abenteuer. Das, was macht so beim Angeln machen kann, das kann den Kindern auch Mut geben. Wir schnitzen z.B. oft einen Speer zusammen und sobald es dunkel ist, ziehen wir unsere Kopflampen an und dann machen wir eine Nachtwanderung und tun so, als wenn wir so, als würden wir etwas jagen. Das ist für meine Kinder natürlich ein unheimlich großes Abenteuer und sie werden deutlich mutiger dadurch. Und sie kennen sich in bestimmten Situationen einfach schon besser aus, werden körperlich und motorisch geschickter. Ich habe das Gefühl, dass das schon eine ganze Menge ausmacht.
F: Worauf legst du bei deinen Tools besonders viel Wert?
A: Es gibt da ein paar Eigenschaften, die mir sehr wichtig sind. Zum einen ist es die Beständigkeit – die Tatsache, dass ich ein Leatherman-Tool mit mitnehme – und ich kann mich wirklich drauf verlassen. Es wird nicht passieren, dass mir der Seitenschneider auseinanderfetzt oder dass mir die Zange bricht.
F: In welchen Situationen greifst du automatisch zum Leatherman?
A: Das gibt es spezielle Situationen, zum Beispiel beim Karpfenangeln wo ich die die Bleie, die ich verwende zum Auswerfen von einem Wirbel befreien muss. Das sind sehr spezielle und stabile metallische Wirbel, die man nicht mal einfach so durchschneiden kann – da braucht man schon einen anständigen Seitenschneider. Und das ist eine typische Situation, in der ich unüberlegt und sofort zum Wave+ greife. Das habe ich immer in meiner Tacklebox und kommt eigentlich bei jedem Angeln zum Einsatz. Eine weitere Situation ist, wenn ich einen Haken an einen Widerhaken ankneife, oder Metallteile in ihrer Form verändern möchte, kann ich diese mit der Zange problemlos verbiegen.
F: Wenn du dir dein Tool selbst zusammenstellen könntest – welche Funktionen und Gadgets würde es haben?
A: Die Quetschhülsenzange wäre auf jeden Fall wieder dabei, aber auch zwei weitere sehr spezielle Funktionen zum Thema Kraftangeln wären nützlich. Zum einen wäre das eine Ködernadel, am besten mit austauschbaren Nadelformen vorne und vielleicht ein Köderbohrer, wenn man mal ganz harte Köder durchbohren muss. Eine andere Funktion, die ich klasse finde, wäre eine Haken-Feile, die fein genug ist, um eben diese ganz feinen Haken noch schärfer zu machen. Das wäre für mich das perfekte Angel-Tool, was viele andere Werkzeuge in meiner Kleinteilebox ersetzen würde. Also wenn Interesse besteht? (lacht) Ich stehe gern als Experte zur Verfügung!
F: Es sind die kleinen Momente, die wir aufgrund der letzten 1,5 Jahre bewusster erleben als sonst. Gibt es Situationen, in denen du das richtig wahrnimmst?
A: Auf jeden Fall. Dadurch, dass wir unsere geplante Weltreise nicht umsetzen konnten und nun mit dem Van durch „nur“ Europa gefahren sind, hätte ich mir im Nachhinein überhaupt nichts anderes gewünscht als das. Natürlich will ich die Weltreise irgendwann noch einmal nachholen, aber letztendlich hat die Pandemie dazu geführt, dass wir etwas gemacht haben, das uns als Familie deutlich näher aneinander gebracht hat und uns unheimlich viele Erlebnisse, Abenteuer und auch ganz viel Erfahrungen beschert hat, die wir so wahrscheinlich nie gesammelt hätten.
F: Bei MomentsMade geht es um neue Möglichkeiten, die sich nach der Corona-Zeit in sowohl Gesellschafts- als auch in Arbeitsleben ergeben. Darum, dass viele Dinge neu betrachtet werden (sollten) und darum, sich auf das Wesentliche, zu besinnen. Welche Möglichkeiten und Chancen konntest du vielleicht schon ergreifen?
A: Es sind eben die Möglichkeiten, von denen man nicht wusste, dass es sie gibt. Oder sich diesen jedenfalls nicht so bewusst war. Das lässt einen viele Dinge tatsächlich neu betrachten. Man ist dankbar für viele Dinge, die man vorher vielleicht nicht so auf dem Schirm hatte – oder die eben selbstverständlich waren: Das Abenteuer vor der Haustür. Das habe ich wieder zu schätzen gelernt!